Wie kann die Kommunikation im Bauwesen verbessert werden? Barbara Nilkens, Bauingenieurin und Kommunikationstrainerin, hat sich auf dieses Thema spezialisiert. Denn meist liegt es nicht an der Technik, wenn Bauprojekte scheitern, sondern an der fehlenden oder falschen Kommunikation der Menschen, die hinter dem Projekt stecken.
Wie Barbara arbeitet und wie sie ihre Leidenschaft für das Bauwesen und gute Kommunikation entdeckt hat, erzählt sie uns selbst im Interview. Viel Spaß beim Lesen.
Barbara, du bist Bauingenieurin und Kommunikationstrainerin. Dabei hast du dich insbesondere auf das Thema Baukommunikation spezialisiert. Was ist für dich gute Baukommunikation?
Gute Baukommunikation hat immer auch den Menschen im Blick. Wenn Bauprojekte tatsächlich scheitern, scheitern sie nicht an der Technik sondern daran, dass die Menschen nicht mehr zueinander finden. Ich bin am liebsten direkt von Anfang an im Projekt dabei und kümmere mich nur darum, die Menschen miteinander zu verbinden und Konflikte möglichst früh zu klären.
Wie bist du selbst zum Thema Baukommunikation gekommen?
Mich hat es fasziniert, wie wir in Baubesprechungen aneinander vorbeireden. Oder wie wir völlig unterschiedliche Erinnerungen an ein und dieselbe Situation haben. Und da habe ich angefangen, mich privat mit dem Thema zu beschäftigen. Ich habe Bücher gelesen, irgendwann Fortbildungen gemacht und immer alles, was ich gelernt habe, selber in meinen Projekten eingesetzt. Und irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich gedacht habe: das ist es, ich mache mich genau mit diesem Thema selbständig.
Wo setzt du an, wenn du ein Bauprojekt begleitest?
Das hängt von dem Zeitpunkt ab, zu dem ich dazu komme. Ein wesentliches Thema ist aber immer, dass die Rollen und Erwartungen geklärt werden. Wenn sich alle darüber einig sind, was „gut“ ist und was „auf gar keinen Fall passieren darf“, dann ist viel geschafft.
Nun begleitest du ja auch Führungskräfte im Bauwesen. Was unterscheidet die Zusammenarbeit im Führungskräfte-Training und -Coaching hier von anderen Branchen?
Das weiß ich nicht, ich habe bisher nur mit Führungskräften aus dem Bauwesen gearbeitet (lacht). Ich glaube, dass Bauingenieure vergleichsweise stark auf die Umsetzung und die Umsetzbarkeit fokussiert sind. Wir möchten bauen, etwas herstellen und dann davorstehen und stolz zeigen: das habe ich gebaut. Irgendwelche Schwierigkeiten sind dafür da um technisch überwunden zu werden. Und über diesen „Lösungshunger“ vergessen wir gerne, dass da noch andere Menschen beteiligt sind und vielleicht gefragt werden wollen.
Nun arbeitest du ja auch sehr viel mit dem Process Communication Model (PCM). Was macht für dich den Reiz dieses Kommunikationsmodells aus?
Das Modell gibt sofort umsetzbare Handlungsanweisungen, wie ich mit Menschen reden muss. Und das habe ich noch nirgendwo anders gefunden. Bis heute bin ich jedes Mal von Neuem begeistert, wenn ich in einer Situation gemäß PCM mit jemandem spreche und mit wenigen Worten den Weg raus aus dem Konflikt gefunden habe. Einfach genial!
Zum Abschluss: Was sind deine drei Tipps für Trainer*innen und Coaches, die ebenfalls im Bauwesen tätig werden möchten?
Man sollte ein persönliches Faible für den Bau haben. Wer den Duft von frisch ausgeschaltem Beton liebt, weiß wovon ich spreche (lacht).
Das Bauwesen ist eine eigene Welt mit einer eigenen Sprache. Wer diese Sprache spricht, kommt auch leichter rein.
Dann müssen Trainer und Coaches wissen, welchen Mehrwert sie bieten. Zum Beispiel ist mein Zeitmanagementseminar für Bauleiter ein anderes als das für planenden Ingenieure, einfach weil da ein ganz anderer Bedarf ist.
Vielen Dank, Barbara, für den Einblick in die Welt der Baukommunikation.
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