Hast du dich schon mal gefragt, was eine gute Führungskraft ausmacht? Ich habe mich gerade in letzter Zeit noch einmal intensiv mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt und möchte dir in diesem Artikel dazu ein paar Gedankenanstöße mitgeben.
Zunächst einmal die Frage: Was ist gute Führung? Wenn mir jemand diese Frage stellt, dann antworte ich gerne, dass für mich gute Führung zunächst einmal erfolgreiche Führung ist. Der Begriff „gut“ – im Gegensatz zu „schlecht“ – trägt nämlich eine starke Wertung in sich. Also definiere ich in einem ersten Schritt gute Führung über Führungserfolg.
Gehen wir noch einen Schritt weiter. Wenn du dich mit dem Thema Führung beschäftigst, dann hast du sicherlich schon erkannt, dass es eine Unzahl an Führungsmodellen, -systemen und -theorien gibt. Ob es nun Servant Leadership, Neuroleadership, Positive Leadership, authentische Führung, emotionale Führung, stärkenbasierte Führung, agile Führung oder anders heißt, wenn man sich mit allem beschäftigen möchte, verliert man schnell den Überblick.
Welcher Ansatz sagt denn nun die Wahrheit? Welcher Ansatz passt? – Die Antwort ist, wie so oft, es kommt darauf an. Ich möchte noch ergänzen: Es hängt sehr stark von Aspekten wie Kultur, Organisation und Organisationsmitgliedern ab.
Hier in Spanien ist beispielsweise eher eine hierarchieorientierte Führung üblich. Entscheidungen werden von der Führungskraft getroffen, der autoritäre Führungsstil ist durchaus verbreitet – und wird von den Mitarbeiter*innen auch erwartet.
Wenn nun also eine deutsche Führungskraft in ein spanisches Unternehmen kommt und auf Aspekte wie Empowerment und Mitsprache setzt, erntet sie nur verwirrte Blicke. Eventuell erhält sie noch vorsichtige Zustimmung, weil es nicht gern gesehen wird, dass Mitarbeiter*innen ihrer Führungskraft widersprechen. Insgeheim zweifelt der/die Mitarbeiter*in aber an der Umsetzbarkeit des Vorschlags.
Die deutsche Führungskraft hat also durch ihr Verhalten die Mitarbeiter*innen in eine schwierige Situation gebracht. Denn im nächsten Meeting setzt eine spanische Führungskraft wieder hierarchische Unterordnung voraus.
So wird also von der deutschen Führungskraft Mitsprache erwartet und fehlende Mitsprache als Motivationslosigkeit interpretiert. Von der spanischen Führungskraft wird hingegen die Akzeptanz von Führungsentscheidungen erwartet und Mitsprache als Respektlosigkeit interpretiert.
True story: Ich erzähle dir eine wahre Geschichte, die so wirklich in einem Unternehmen hier in Spanien passiert ist. Dabei spielen natürlich vor allem auch kulturelle Aspekte eine Rolle, die sich wiederum aufgrund einer unterschiedlichen Landesgeschichte herleiten lassen.
Allerdings kann ich dir auch sagen, dass sich auch in Deutschland Unternehmen stark unterscheiden. Während beispielsweise in einem deutschen Familienunternehmen Führung vielleicht noch traditioneller geprägt sein kann, kann es in einem anderen mittelständischen Unternehmen sehr selbstorganisiert und agil zugehen. Dies stellt sehr unterschiedliche Anforderungen an die Führungskräfte in diesen Unternehmen. Und auch die Frage, was gute Führung ist, wird sehr unterschiedlich beantwortet werden.
Und auch in der gleichen Branche kann sich Führung durchaus sehr unterscheiden. So habe ich während meiner Zeit als IHK-Dozentin eine Gruppe von Nachwuchs-Führungskräften in der IT begleitet. Während einige Kursteilnehmer*innen sehr agil und international arbeiteten, waren andere in sehr hierarchische Strukturen eingebunden. Auch hier wurde die Frage, was gute Führung ist, sehr unterschiedlich betrachtet.
Wenn du also als Coach Führungskräfte begleiten möchtest, solltest du dir die Frage stellen, mit welchen Coachees du dabei besonders wirksam werden kannst. Wen kannst du in welchem Kontext besonders gut unterstützen? Was heißt auch für dich selbst gute Führung? Und was heißt für dich erfolgreiche Führung?
Zur Ergänzung: Wenn du dir die wissenschaftliche Definition von Führungserfolg noch einmal genauer ansehen möchtest, kann ich dir diesen Blog-Artikel empfehlen.